Der letzte Mätsch, der letzte Reisetag in Vollbesetzung

 

„Das Bohneriis mani jitz de nümm gseh...“ – manch eine(r) mag beim Frühstück die gleichen Gedanken gehabt haben. Aber die Freude auf ein Risotto aus Mutters Küche steigt so von Tag zu Frühstück... und das ist gut so (erst in der Fremde lernt man...).

Des Koutsches Matchvorbereitung in der Kapelle zu „Chargo verde“ („Grüeni Glungge“ – unser Hotel), direkt hinter den Heiligen Maria-Figuren und eingerahmt mit der Flagge Nicaraguas: „Ohne Sieg fahren wir nicht nach Hause“ - über mögliche Konsequenzen bei einer Niederlage wurde nicht eingegangen, eher das übergeordnete Ziel hervorgehoben:

„Wir sind eine von A – Z resultatorientierte Gesellschaft geworden, aber selten wird in einem Lebensalbum ein 0:2 oder 1:1 im Vordergrund stehen – nein, es werden Bilder eingeklebt sein, der Freude, der Nächstenliebe, der Freundschaft, des Teilens des Gebens, des Respekts – der FOG’s!“ Würdiger musikalischer Abschluss mit „Panflöte und Western“  (Luca).

Ähnlich wie der Niesen in Thun, trohnt der Vulkan Concepcion über dem Spielfeld unseres Spiels gegen eine Auswahl aus Omepete und Riaz. Mit in Nicarugua noch selten gesehenem Druck der FOG begann die Partie am Mittag (!), mit der hinlänglich bekannten Fortsetzung: „Wer die Tore nicht macht, überchunnt se...“ und wie sagte Franco treffend: „Ein Schuss, ein Treffer“ für die Omepeter. Die Freude beim Svenschen Ausgleichstreffer kurze Zeit später war riesig und „4 Spiele kein Treffer“ gehörte definitiv der Vergangenheit an. Das geradezu historische Gool von Sven war ja von berufener Seite schon ein Spiel vorher gefordert/angekündigt worden... Nun war der (Tor-)Bann gebrochen. Noch vor der Pause drückte Reto den Ball zum 2:1 über die Linie. „Wir haben sie weich gekocht,“ das Pausenfazit von Verteidigerhaudegen Roque – Kunststück: Der Gegner schwitzte in den von uns gesponserten Leibchen wohl etwas mehr als sonst – mit langen Ärmeln und eher zu grossen Grössen (...) – und was sich auch noch zeigte, „erstaunlich, wie wir uns wieder je länger desto besser an den holperigen Boden gewöhnten“ (Gianni).

Nach verschiedenen Wechseln bei halber Zeit waren es nun (vorerst) die wirbligen Omepeter, die auf den Ausgleich drückten, bis Märku mit einem Hammer-Distanzschuss das (vor)entscheidende 3:1 gelang. Ein Lattenknaller ans Gehäuse vom fehlerlosen Tomtom, eine unorthodoxe Brustabwehr von Dauerläufer Roque und eine 99,99999 prozentige Chance für Mittelfeldchrampfer Büri verhinderten eine Resultatveränderung. Uns konnte es egal sein. Der erste Sieg im letzten Spiel und die Zielsetzung des Koutschs waren erreicht!

Übrigens 1: „Der Wind, der Wind, das himmlische Kind“ war Schuld, dass der sich kurz vorher eingewechselte Koutsch eine wohltemperierte Flanke von Sven nicht per Kopf versenken konnte (ein Schelm, der behauptet, es sei mangelnde Sprungkraft gewesen).

Übrigens 2: Viele verteilten Teile ihrer Ausrüstung, nicht aber Rephi, verständlicherweise. „denn ich gebe meine Schienbeinschoner nicht weg. Seit meiner Juniorenzeit schützen sie mich. Ich werde sie dereinst meinem Sohn weitegeben.“

Übrigens 3: Als Einziger spielte Mätthu alle Spiele düre – das robuste Konditionswunder war im Car noch in der Lage, seiner Freundin die (vom Fotografieren geplagten) Schultern zu massieren – guet, zum Massieren braucht es nur die Hände und die hat der Turm in der Brandung in den Spielen vorher höchstens mal verworfen.

Übrigens 4: Kurz vor Spielschluss überquerte ein Hund seelenruhig den gegnerischen Sechzehner: „Üse inner Souhund zöttelet grad düre“, trocken die Analyse von Symbolik-Meister Luca.

Übrigens 5: Erst nach dem Spiel verliehen wir unseren Gegnern Flügel: Eine geschenkte Kiste Red Bull fand reissenden Absatz.

Übrigens 6: Nun sei auch noch das geheimnisumwitterte Beschwörungs-Ritual unmittelbar vor Spielbeginn enthüllt. Da nicht alle der spanischen Sprache mächtig sind, hier die Übersetzung:“ Wenig Chutzemischt, viel Engagement, läck, fägt das ds NICARAGUA!“ – beim Schlusswort war der Gegner oft schon leicht verunsichert, so lauthals dröhnte es aus dem Spielerklüngel!

Mittagspause mit Börgerfuud, Duschen im Hotel und (angenehm kurzer) Fahrt zum Wasserfall: Wasser OK (was für ein Kontrast zu unserer Gülle vor dem Hotel), Bier OK („Victoria“ für Victory), Kokosnüsse OK (Fleisch besser als Saft) – aber wo war der FALL?

Vorabend: Spielstunde mit Apéro - Nachtessen im Restaurant des Hotels.

„Abschlussabend“ vor dem Fernsehapparat, wo kurz vorher der 5:0 Sieg der Nicaraguaner gegen Kuba gefeiert wurde. Der Koutsch soll eine SMS seines Amtskollegen erhalten haben: „Danke, dass ihr uns in Ocotal so gefordert habt und wir uns so gut vorbereiten konnten. Wir freuen uns, euch am Freitag beim nächsten Spiel Nicaragua-Kuba vor Ort feiern zu dürfen“.

Im ersten Teil (des Abschlussabends) liess ich noch einmal ein paar Häiläts Rewü passieren. Als Symbol (sogar Obersümboliker Luca hatte Freude) hob ich die genähten/geflickten Fussballschuhe eines nicaraguanischen Nationalspielers hervor (die Reto eingetauscht hatte), sprach über den Prototüppen von „Fussball ohne Grenzen“ und gab im Schlussfazit der Hoffnung Ausdruck, dass auch künftig solche Projekte durchgeführt,  zwischenzeitlich auch Freundschaftsspiele, ausgetragen werden sollen.

Ich fühle mich glücklich, dass ich als Doyen (43 Jahre Unterschied zum Jüngsten) Teil dieser ausserordentlichen Truppe sein darf!

Cooler Abschluss mit Luca Zacchei, der nie „Nei“ sagen kann, im Campo d’amore (Liebefeld/BE) aufgewachsen ist und zwischen zwei Welten (Schweiz und Italien) pendelt. Wir sind froh, dass die Berner Seite überwiegt. Sein Fazit: „In dunklen Schatten oder im grellen Licht, verliert man schnell die Übersicht – Bin ich der Held oder der Bösewicht? Die Wahrheit tänzelt im Gleichgewicht. – So lautet die Moral der Geschicht, urteile bitte so vorschnell nicht“. Schade, dass uns Luca morgen verlässt, da er früher heimreisen muss. Auch „Luca, gang nid häi“- Rufe konnten ihn nicht umstimmen.

Und dann noch das: Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob das anschliessende MusikerkennungsrätselwieheisstderTitelundInterpret-Spiel nicht abgekartet war – zwischen Rätselonkel Sven und Fastalleserkenner Luca – schade, gehörte ich der falschen Gruppe an...

(Albi Saner)