4.20 Uhr Morgendämmerung am See

Die Sonne kommt früh hier am südlichen Ende des flächenmässig zweitgrössten Sees der Mongolei. Mit seinen knapp 2800km2 könnte man den kompletten Kanton Tessin auffüllen. Zudem sind im Chöwsgöl Nuur rund 1% des weltweiten Süsswassers gespeichert. Knapp über dem 50. Breitengrad befinden wir uns hier, was für lange Tage, kurze Nächte, atemberaubende Dämmerungsbilder und mit der Höhe von 1700 m.ü.M. auch für etwas kühlere Nächte sorgt. Man mag sich fragen, wer denn um diese Unzeit aufsteht. Der Harndrang ist Schuld. Dieser scheint auch mein Nachbar Albi Saner zu verspüren. Der Gang zur Toilette (60m) ist um diese Zeit ein Unding, so wählen wir die Wiese ums Häuschen und winken uns mit der freien Hand zu. Tach!

 

Die Morgenstimmung am See ist bezaubernd. Nebel liegt noch in der Luft, erste Bienen summen ( oder zumindest surren ein paar Fliegen). Die Sonne, noch verschleiert, reflektiert sich an der spiegelglatten Oberfläche. Es ist mystisch. Ok, genug von märchenhaften Erzählungen. Gianni und Jöggu kommen und leuten mit ihrem Sprung ins eiskalte Wasser den Tag ein. 

Es scheint bereits ein FOG-Ritual zu sein. Immer mehr stürzen sich ins Wasser und geben verstörrende Laute von sich. Länger als 30 Sekunden scheint es niemand auszuhalten. Carpe Diem. 

 

10.30 Uhr Naadam-Fest

Heute wir nun endlich das so oft erwähnte Naadam-Festival eröffnet. Wir sind gespannt. Pferderennen, Bogenschiessen und Ringkampf sind die drei symbolträchtigen Spiele des Festes. 

Naadam bedeutet "Fest" in der mongolischen Sprache. Sein Ursprung liegt weit zurück. Dieses traditionelle Fest hatte immer einen besonderen Stellenwert im Land und hat im Lauf der Zeit unterschiedlichen Zwecken gedient. Weit vor der Unabhängigkeit, war das Naadam-Fest ein Fest zu Ehren der Götter. Ihnen wurden Opfer dargebracht. Opfer werden heute keine mehr gebracht, ausser man wählt den falschen Verpflegungsstand aus (gäll Roque). Zwar ist heute das grösste und sicher auch beeindruckendste Fest in Ulaanbaatar. Die Festlichkeiten in den Provinzen haben aber einen herzlicheren und familiäreren Charakter, so auch das von uns besuchte. Idyllisch und abseits des Dorfes gelegen, sorgte es für reichlich Unterhaltung. Reichlich waren auch die Ansprachen zu Beginn. Wer schlechtes Sitzpolster hatte oder noch die Nachwehen des Reitausflugs des Vortages verspürte, konnte sich durch die zahlreichen Souvenirstände schlängeln und sich mit Handschuhen, Schals, Stoffpferdchen, Schmuck oder einem Ziegenfuss eindecken. Apropos Ziegenfuss: Dieser scheint sich wohl ab und zu in gewisse Gerichte zu verirren, um den oben erwähnten Hinweis zur Opfergabe zu schliessen. Die Ringer in ihren farbigen Höschen waren schon rein optisch eine Attraktion. Beim Pferderennen gab es auch eine Kategorie für Kinder. Diese galoppierten mit ihren Pferden nach einem 25km Rennen unter grossem Jubel auf einer mit - Zitat Hüssu - Edelweiss übersähten Wiese ins Ziel. 

Die Bogenschiesser zielten aus rund 60m auf auf dem Boden aufgestellte Büchsen. Gerne hätten auch wir einige Pfeile mit dem Bogen geschossen. Leider wurde dies Ausländern verwehrt. Dafür durften wir an einem Ständchen mit Dartpfeilen auf Ballone schiessen. Juhuu! 

So oder so, es war in jeder Hinsicht ein einmaliges Erlebnis und führte uns noch tiefer in die spannende Kultur dieses Landes und seinem Volk ein. 

 

17.00 Uhr Boxen mit Albi

Der ehemalige Schwergewichtsweltmeister im Schattenboxen Albi Saner bot den „FOGs“ ein Training an.  Dieses wurde rege genutzt. Bauchmuskeln, Schnelligkeit, Reaktion und Beweglichkeit waren gefordert. Das Training war extrem hart, das aufkommende Gewitter konnte die Teilnehmer endlich erlösen. Puuuuh... 

 

In diesem Sinne wünsche ich allen gute Erholung und einen gesunden Schlaf für die morgige, lange Busreise Richtung Ulaanbaatar. 

 

Tagessieger Löösli:

An dieser Stelle gratuliere ich herzlich

Michele Wegmüller (5033 Buchs ) für ein Trainingsset (rot/weiss in Grösse M).

 

(Autor: Michi)