Die Warterei auf die noch nicht angekommenen Gepäckstücke geht in den dritten Tag. 

07:00 erreicht mich die Nachricht, dass der Aeroflot-Flug aus Moskau, welcher um 06:30 hätte landen sollen, Verspätung hat und erst um 09:20 landen wird…ich musste mich entscheiden, ob wir bereits auf die Ankunft des Fluges mit unserem Reisebus zum Flughafen fahren, von dort das Gepäck nehmen und die weite Reise von 700 km antreten oder im Hotel warten sollten. Intuitiv entschied ich mich fürs zweite. Kurz vor 10:00 erreichte uns die Nachricht, dass die sieben Gepäckstücke nicht angekommen sind... Ungeduld im Team war spürbar und verständlich, zumal wir nicht buddhistisch veranlagt sind („Wenn nicht in diesem Leben, dann halt im nächsten“).

 

Wir hatten bereits im Vorabend versucht zu entscheiden, was unternommen werden soll, wenn das Gepäck doch nicht ankommt. Die Mehrheit war dafür, trotzdem weiterzureisen.

 

Wir checkten im Hotel aus und warteten auf den Bus, der vom Flughafen kommen sollte. Um diese Zeit ist im Verkehr von Ulaanbator fast kein Durchkommen. Als „Scharnier“ zwischen unserem Team und der „Mongolian Football Federation“ (MFF) fühlte mich unwohl, da das Gepäck nicht angekommen war. Einige von uns vermissten z.T. ihre Medikamente, Linsen und Linsenmittel. Und, eigentlich war ich froh, dass mein Gepäck auch noch nicht angekommenen war.

 

Eine Team-Sitzung, um darüber zu befinden, weiterfahren oder warten, war unabdingbar... zum Teil sehr emotionell debattierten und wägten wir ab und kamen zum Schluss, weiterzufahren. Vorher deckten sich alle mit Notwendigem ein – endlich, um 13:45, fuhren wir mit grosser Verspätung los... unterwegs teilte uns ein Funktionär der MFF mit, dass drei weitere Gepäckstücke gefunden worden seien. In der Nähe des Flughafens warteten wir an einer Kreuzung. Dort erreichte uns die Nachricht, dass nun sechs der Gepäckstücke gefunden worden seien...ich hoffte, mein Gepäckstück sei das einzige noch fehlende. Nur, was mache ich ohne mein Haar-Gel? Auch die Wimpel des grenzenlosen Fussballglücks waren in meinem Gepäck...inzwischen pickten die Fussballer einen Ball und begannen, am Strassenrand zu kicken. Einzelne Reiseteilnehmerinnen entpuppten sich als begnadete Fussballerinnen...vielleicht werden sie zum Einsatz kommen.


 

 

Die wie aus heiterem Himmel doch noch zum Vorschein gekommenen Gepäckstücke wurden uns später per Privatauto gebracht. Nun fehlte nur noch ein Gepäckstück. Und nun gings eigentlich erst richtig los:  Uns standen 700 km Carfahrt bevor... Kaum aus der Hauptstadt herausgefahren, sahen wir endlich die „Ger“ (Jurten), Pferdeherden, Schafsherden und Kühe soweit das Auge reicht. „Ger“ sind am Strassenrand überall anzutreffen. Dörfer oder Städte wie wir sie kennen, gibt es nicht...plötzlich sahen wir die oft beschriebene, grösste je gebaute Pferdestatue mit dem Nationalhelden Dschingis Kahn: Eigentlich eine Touristen-Attraktion. Wir hielten kurz an, fotografierten und pinkelten ins Feld, mangels Toiletten.

 

Die grünen Wiesen, die hüglige Landschaft, die weite, unbesiedelte Fläche, die aus tausenden Tieren bestehende Herden und Gers sind faszinierend. Es sind kaum Bäume anzutreffen.

 

Unser Chauffeur, welcher keine Fremdsprache spricht, machte uns mit Handzeichen klar, dass er Hunger habe. Einige halfen mit Proviant aus, bis wir eine Raststätte erreichten. Bei der Auswahl des Essens stiessen wir schnell an unsere Grenzen, da  alle Menüs auf  Mongolisch geschrieben waren. Wir waren auf die Hilfe unserer Reisebegleiter angewiesen. Einer der drei mitreisenden Schiedsrichter – diese drei von MFF reisen mit, da es in der Provinz angeblich keine Schiedsrichter gibt - spricht ein bisschen Englisch und wir sind sehr froh um diese Hilfe. Um 21:00 erfolgte die Weiterfahrt  im Dunkeln. Manchmal sahen wir über eine Viertelstunde kein einziges Licht, keine Autos.

 

Im Städtchen Baruun-Urt angekommen, wurden wir von einem Privatauto zum „Hotel“ eskortiert. Es habe nur Doppelzimmer hiess es und sechs Personen mussten woanders unterbracht werden...Das Hotel war, kurz gesagt, eine richtige „Bruchbude“. Unten vor dem Haus hiess es, es gäbe kein warmes Wasser. Soweit so gut/schlecht...Im Haus entdeckten wir aber nicht einmal eine einzige Dusche und nur eine Steh-WC-Anlage...! Die Betten waren steinhart, die Bettüberzüge löcherig, das Kissen gewöhnungsbedürftig...ooohmmmm!

(Autor: Hüssu)